Nach einigen sporadischen Demos in den Vorjahren demonstrieren wir nun seit dem Jahr 2014 monatlich gegen den Transport von Versuchstieren und gegen die Ausschaffungsflüge von illegalisierten Immigrant_innen durch Air France –KLM am trinationalen Flughafen Basel-Mulhouse-Freiburg. Während wir bei unseren ersten Demos im Jahr 2012 nur zu viert anwesend waren, konnten wir dieses Jahr, drei Jahre später, bis zu 60 Teilnehmende am Flughafen begrüssen (an dieser Stelle ein riesiges Dankeschön an alle Aktivist_innen!). Die monatlichen Demos in Basel stellen also definitiv eine Erfolgsgeschichte dar und setzen ein optimistisches Zeichen für die Stop Vivisection-Kampagne sowie für die Schweizer Tierrechtsbewegung im Allgemeinen.
Dass unsere Demos erfolgreich sind und dass wir damit Air France gewaltig auf die Nerven gehen, zeigt auch das Verhalten der Behörden sowie der französischen Polizei (unsere Demos finden im französischen Teil des Flughafens statt) und mehreren schwer bewaffneten Soldaten, die unserem monatlichen Spektakel beiwohnen (es scheint, sie können es jeweils kaum erwarten!).
Die monatliche Demobewilligung wird nun an einige Bedingungen geknüpft, sie verbietet Die-Ins und die Darstellung von „Polizeigewalt“ in unseren aufsehenerregenden Theatern. Langsam aber sicher sollen unsere Proteste erschwert werden. Wir lassen uns davon aber nicht einschüchtern sondern reagieren mit noch viel mehr Elan, Einsatz und Engagement und lachen Air France und der Staatsgewalt ins Gesicht.
Die monatliche Demobewilligung wird nun an einige Bedingungen geknüpft, sie verbietet Die-Ins und die Darstellung von „Polizeigewalt“ in unseren aufsehenerregenden Theatern. Langsam aber sicher sollen unsere Proteste erschwert werden. Wir lassen uns davon aber nicht einschüchtern sondern reagieren mit noch viel mehr Elan, Einsatz und Engagement und lachen Air France und der Staatsgewalt ins Gesicht.
In diesem Artikel möchten wir eine solche Bewilligung der französischen Präfektur Haut-Rhin (Oberelsass) vorstellen. Wir haben sie auf deutsch übersetzt und kommentiert. Damit wollen wir auf eine zunehmende Verschärfung der Bedingungen in Basel aufmerksam machen. Vielleicht kann der Text auch für Personen aufschlussreich sein, die sich noch nie mit dieser aufgeblasenen und lächerlichen Behördensprache und –logik auseinandersetzen mussten.
Kursiv und in Anführungszeichen das Bewilligungsoriginal, nachfolgend unsere Gedanken dazu:
Kursiv und in Anführungszeichen das Bewilligungsoriginal, nachfolgend unsere Gedanken dazu:
„Sie haben mir in einem am 27. Januar 2015 erhaltenen E-Mail mitgeteilt, dass Sie am Sonntag, 1. März 2015 ab 15.45 Uhr am EuroAirport Basel-Mulhouse, Halle 1, eine neue Demonstration organisieren möchten, um die Öffentlichkeit über den Transport von Versuchstieren durch das Unternehmen Air France-KLM zu informieren. Sie haben mir mitgeteilt, dass sie ca. 50 Teilnehmer erwarten. Das Ende der Demo ist auf 16.45 Uhr festgelegt. Ich bestätige hiermit den Erhalt Ihres Schreibens. |
Ich möchte jedoch festhalten, dass die Anzahl Teilnehmer an Ihren Demonstrationen stetig zunimmt und ich sehe mich gezwungen, sie darauf aufmerksam zu machen, dass ein Flughafen, dessen primäre Aufgabe im Empfang und in der Beförderung von Passagieren besteht, sich nicht für die Organisation von grossen Versammlungen eignet. Weiter kann ich Sie nur dazu einladen, aus Respekt für die Passagiere und insbesondere als Sicherheitsmassnahme, die Abfertigung der Passagiere nicht zu stören oder zu verhindern.“ |
Dies lassen wir mal unkommentiert. Bis anhin hat unsere Demonstration keine Passagiere beim Einchecken gestört. Dies bestätigt gar die EuroAirport-Sprecherin Vivienne Gaskell im Interview mit der Basellandschaftlichen Zeitung BZ (siehe Link) Im Gegenteil, das sonst so langweilige Warten am Flughafen wurde sicherlich durch unsere aufsehenerregenden und spannenden Theater und Sprechchöre verkürzt.
Zudem konnten die Passagiere viel Wissenswertes über die Tierversuchsindustrie, die Grausamkeit von Tierversuchen und die Transportpraktiken von Air France-KLM erfahren – nämlich die todbringenden „Versuchstier“transporte wie auch Deportationsflüge von illegalisierten Immigrant_innen.
Zudem konnten die Passagiere viel Wissenswertes über die Tierversuchsindustrie, die Grausamkeit von Tierversuchen und die Transportpraktiken von Air France-KLM erfahren – nämlich die todbringenden „Versuchstier“transporte wie auch Deportationsflüge von illegalisierten Immigrant_innen.
„Den mir zur Verfügung stehenden Informationen zufolge haben sich am Sonntag, den 18. Januar mehrere Aktivisten auf den Boden gelegt.“
Hier bezieht sich der Beamte – wir halten es nicht für unnötig, seinen Namen zu veröffentlichen (nicht der einzelne Beamte steckt hinter dieser Verfügung, sondern eine ganze Repressionsmaschinerie) – auf unser so genanntes Die-In, welches wir wohlgemerkt schon zum 4. Mal veranstaltet haben. Bis anhin scheint der Beamte also den Sinn der Übung entweder verkannt oder dieselbe gar nicht bemerkt zu haben. Mit dem Die-In symbolisieren wir die zahllosen, unbemerkten Todesfälle auf den Transporten und die mörderische Tierversuchsindustrie im Allgemeinen. Mit unserem inszenierten Auf-dem-Boden-liegen, also Sterben, machen wir auf dieses Leid und diese schreiende Ungerechtigkeit aufmerksam und verleihen den eingesperrten Individuen ein Gesicht.
„Diese Praxis könnte jedoch im Falle eines Brandes oder einer notfallmässigen Evakuation dramatische Konsequenzen haben. Ich bitte sie deswegen, in Zukunft nicht mehr auf diese Praxis zurückzugreifen; falls Sie daran festhalten, riskieren Sie, dass Ihnen in Zukunft der Zutritt zu den Hallen verwehrt wird. Ich erinnere Sie daran, dass, falls Sie die hier erwähnten Vorschriften nicht beachten, Sie im Falle von Zwischenfällen oder Unfällen zur Verantwortung gezogen werden.“
Diese scheinbar höfliche Bitte, das Die-In nicht mehr durchzuführen, ist eine klare Drohung und kommt einem Verbot gleich: denn würden wir das Die-In nochmals durchführen, würde uns die Bewilligung entzogen. Die Sicherheitsbedenken sind sicher nur vorgeschobene Gründe, um unsere spektakuläre Performance an der Demonstration zu entschärfen und – zu guter Letzt – um uns einzuschüchtern. Denn in einem Notfall würden wir mit Sicherheit nicht einfach am Boden liegen bleiben sondern ebenfalls das Gebäude verlassen.
„Wie ich Ihnen bereits in meinem letzten Schreiben aufgezeigt habe, bitte ich Sie ausserdem darum, darauf zu achten, dass das Ansehen der französischen Republik und der Beamten nicht verletzt wird. Keinesfalls dürfen Ihre Inszenierungen (...)“
… damit meint der Beamte unsere harmlosen Theater, die insbesondere auch Kindern grossen Eindruck machen. In diesen Theatern zeigen wir, wie ein eingesperrter Affe und ein Kaninchen von einem Laboranten/einer Laborantin untersucht und gequält werden. Die Tiere versuchen auszubrechen, werden aber mithilfe einer Air France-Stewardess und einer Polizistin/einem Polizisten gewaltsam wieder in den Käfig befördert. Bei einem weiteren Theater kommen zwei Tierbefreier_innen den Tieren zu Hilfe, ihr Befreiungsversuch wird aber von der Polizei gestoppt, die die beiden Personen niederknüppelt und verhaftet. Diese beiden Theater sind keine Verzerrung, sondern eine symbolhafte Darstellung der Realität. Bleibt die Frage, von welchem Ansehen hier eigentlich die Rede ist, aber darauf möchten wir nicht weiter eingehen...
„(...) die Staatspolizei oder die französische Staatsgewalt in Frage stellen – auch nicht mündlich.“
Was meint der Beamte mit „auch nicht mündlich“? Wir gehen davon aus, dass hierbei unsere Parolen gemeint sind, die die Zusammenarbeit zwischen Air France und Polizei aufzeigen: „Air France, Air Souffrance - Police, complice!“ (auf Deutsch: Air France, Air „Leiden“ - Polizei, Komplizin!), sowie „Air France, Assassins - Police, complice!“ (Air France, Mörder - Polizei, Komplizin!)
Nun, diese Parole illustriert nur, was sowieso schon augenfällig ist, und dem geneigten Publikum mit dieser Verfügung nochmals demonstriert wird: Die Staatsgewalt schützt die Machenschaften von Air France/KLM und den reibungslosen Ablauf der Transporte. Dabei wird grosszügig unsere Meinungs- und Versammlungsfreiheit eingeschränkt. Warum sollte es uns verboten sein, auf etwas aufmerksam zu machen, was der Realität entspricht? Eine Drohung, welche ein weiteres Mal die repressiven Vorgehensweisen von Seite der staatlichen Apparate aufzeigt, wenn grundsätzliche Missstände angedeutet werden.
Wie sollen unsere Sprechchöre in Zukunft aussehen? Müssen wir uns bei jedem Wort sorgen, dass dabei „die Staatspolizei oder die französische Staatsgewalt in Frage“ gestellt werden könnte? Schliesslich: Kommt diese Drohung einem Maulkorb gleich?
Bereits im März 2014 wurden die Identitätskarten von 8 Aktivist_innen von uns bei einer unbewilligten Demo am Flughafen von Polizisten auf Wunsch der Air France-Beamten konfisziert und direkt im Air France-Büro eingescannt und kopiert. Sehr praktisch für die Air France-Angestellten! Dies geschah ohne das Einverständnis der Aktivist_innen, die in der Zwischenzeit von mehreren Polizisten festgehalten wurden.
Nun, diese Parole illustriert nur, was sowieso schon augenfällig ist, und dem geneigten Publikum mit dieser Verfügung nochmals demonstriert wird: Die Staatsgewalt schützt die Machenschaften von Air France/KLM und den reibungslosen Ablauf der Transporte. Dabei wird grosszügig unsere Meinungs- und Versammlungsfreiheit eingeschränkt. Warum sollte es uns verboten sein, auf etwas aufmerksam zu machen, was der Realität entspricht? Eine Drohung, welche ein weiteres Mal die repressiven Vorgehensweisen von Seite der staatlichen Apparate aufzeigt, wenn grundsätzliche Missstände angedeutet werden.
Wie sollen unsere Sprechchöre in Zukunft aussehen? Müssen wir uns bei jedem Wort sorgen, dass dabei „die Staatspolizei oder die französische Staatsgewalt in Frage“ gestellt werden könnte? Schliesslich: Kommt diese Drohung einem Maulkorb gleich?
Bereits im März 2014 wurden die Identitätskarten von 8 Aktivist_innen von uns bei einer unbewilligten Demo am Flughafen von Polizisten auf Wunsch der Air France-Beamten konfisziert und direkt im Air France-Büro eingescannt und kopiert. Sehr praktisch für die Air France-Angestellten! Dies geschah ohne das Einverständnis der Aktivist_innen, die in der Zwischenzeit von mehreren Polizisten festgehalten wurden.
„Der Artikel 433-5 des [französischen] Strafgesetzbuchs besagt: [dies ist der Artikel zu Beamtenbeleidigung] „Aussagen, Gesten oder Drohungen, nicht veröffentlichte Schriften oder Bilder jeglicher Art, oder der Versand von jeglichen Objekten, die an eine Person gerichtet sind, die mit einer Aufgabe des öffentlichen Dienstes betraut ist, in Ausübung oder anlässlich der Ausübung ihres Amtes, und die darauf abzielen, ihre Würde oder die Achtung zu verletzen, welche dem von ihr ausgeübten Amt gebührt, stellen eine Beleidigung dar und werden mit 7‘500€ Bussgeld bestraft.
Falls sie gegen eine/n Amtsträger/in gerichtet ist, wird die Beleidigung mit sechs Monaten Gefängnis und 7‘500€ Bussgeld bestraft. Falls die Beleidigung in einer Versammlung begangen wird, wird die im ersten Unterabsatz genannte Beleidigung mit 6 Monaten Haft und 7‘500€ Bussgeld bestraft, und die im zweiten Unterabsatz genannte Beleidigung wird mit 1 Jahr Haft und 15‘000€ Bussgeld bestraft.“
Die Anführung dieses gesamten Artikels soll ganz klar unserer Einschüchterung dienen. In der Interpretation des Beamten verletzen unsere Parolen und harmlosen Theater das Ansehen der Staatsgewalt. Da diese Tat – aus der Beamtenperspektive – zudem gegen eine/n Amtsträger/in gerichtet ist und in einer Versammlung begangen wird, kommt wohl der genannte zweite Unterabsatz zum Tragen. D.h., dass der Person, die die Bewilligung einreicht, 1 Jahr Haft und 15‘000€ Bussgeld droht.
Air France ist zwar nicht mehr die nationale Fluggesellschaft von Frankreich, bleibt aber das gehätschelte Kind des Staates. Dadurch besteht ein besonderes Interesse seitens der französischen Behörden, das Image von Air France zu hegen und zu schützen, was sich in all diesen repressiven Massnahmen äussert.
Von all diesen Massnahmen lassen wir uns aber nicht aufhalten und werden in Zukunft noch kreativer sein, um unserem Unmut Ausdruck zu verleihen. Wir hoffen so auch weiterhin auf euer zahlreiches Erscheinen an den monatlichen Demos, und auf eine erfolgreiche und kämpferische Weiterführung der internationalen Kampagne Gateway to Hell.
Für die Freiheit, für das Leben, Air France von der Startbahn fegen!
Air France ist zwar nicht mehr die nationale Fluggesellschaft von Frankreich, bleibt aber das gehätschelte Kind des Staates. Dadurch besteht ein besonderes Interesse seitens der französischen Behörden, das Image von Air France zu hegen und zu schützen, was sich in all diesen repressiven Massnahmen äussert.
Von all diesen Massnahmen lassen wir uns aber nicht aufhalten und werden in Zukunft noch kreativer sein, um unserem Unmut Ausdruck zu verleihen. Wir hoffen so auch weiterhin auf euer zahlreiches Erscheinen an den monatlichen Demos, und auf eine erfolgreiche und kämpferische Weiterführung der internationalen Kampagne Gateway to Hell.
Für die Freiheit, für das Leben, Air France von der Startbahn fegen!
Über uns
Die Tierrechtsgruppe Basel setzt sich für die Befreiung und die Rechte der Tiere ein. Neben einer veganen Praxis als Grundlage organisieren wir regelmässig Veranstaltungen wie z.B. Demos, Vorträge, Filmvorführungen, Tierbefreiungsnachmittage im Magazin und Infostände durch welche wir auf die systematische Ausbeutung und Unterdrückung von nichtmenschlichen Tieren in unserer Gesellschaft aufmerksam machen und auf ihre Abschaffung hinwirken wollen.
Wir beteiligen uns an internationalen Kampagnen wie der Gateway to Hell-Kampagne und kooperieren mit anderen Tierrechtsgruppen. Momentan planen wir eine Kampagne gegen das „Ozeanium“, ein geplantes Grossaquarium des lokalen Zoos. Zudem organisieren wir Soliveranstaltungen wie Konzerte oder Essen, um v.a. die von Repression betroffenen Aktivist_innen sowie Lebenshöfe finanziell zu unterstützen. Auch unterstützen wir monatlich ein Briefeschreiben an politische Gefangene in Anlehnung an das Netzwerk Anarchist Black Cross (Kontakt). Eine Liste von inhaftierten ALF und ELF Aktivist_innen findet ihr hier: Link
Insgesamt verstehen wir uns als emanzipatorische, antikapitalistische Gruppe; wir sind nonhierarchisch organisiert und Entscheidungen werden per Konsens getroffen. Wir stehen ein für die Befreiung von Mensch und Tier und solidarisieren uns mit anderen linken Initiativen.
Tierrechtsgruppe Basel
Wir beteiligen uns an internationalen Kampagnen wie der Gateway to Hell-Kampagne und kooperieren mit anderen Tierrechtsgruppen. Momentan planen wir eine Kampagne gegen das „Ozeanium“, ein geplantes Grossaquarium des lokalen Zoos. Zudem organisieren wir Soliveranstaltungen wie Konzerte oder Essen, um v.a. die von Repression betroffenen Aktivist_innen sowie Lebenshöfe finanziell zu unterstützen. Auch unterstützen wir monatlich ein Briefeschreiben an politische Gefangene in Anlehnung an das Netzwerk Anarchist Black Cross (Kontakt). Eine Liste von inhaftierten ALF und ELF Aktivist_innen findet ihr hier: Link
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Kontakt: [email protected]
Webseite: www.tierrechtsgruppe-bs.ch
Facebook: www.facebook.com/trgbasel
Kampagne: www.ozeaniumdrbachab.noblogs.org
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